- 22. Jan. 2017
Vom Schatten
Der Schatten gründet in uns. Er haftet uns an, mal vorn, mal hinten. Mal kurz, mal lang. Er geht von uns weg und bleibt uns doch eng verbunden. Er verlässt uns nicht. Er ist immer ausser uns, aber wir sind unzertrennlich. Er wird nie erwachsen – oder höchstens in dem Masse, wie wir es selber werden. Der Schatten ist flach und hat kaum eine eigene Farbe, nur Grau. Er hat kein Licht, braucht aber eins, sonst erlischt er ebenso. Er besetzt keinen Raum, er schmiegt sich ihm an. D


- 21. Jan. 2017
Doppelt gedehnter Moment
Hier kommt ein Sinnbild für Inbrunst unter widrigen Umständen. Vorne, in Marmor, wird gebetet, hinten, in Malerei, stürzt die Welt ein. (Oder aber zeigt sich dichtes Schneetreiben?) Und alles ist in der Darstellung erstarrt. Die Abbildung hält hier keine Bewegung fest, sondern sie verdoppelt die bereits bestehende Erstarrung. Sie hatte keine Mühe, den Moment zu finden, der ist bereits unermesslich gedehnt (nicht "unendlich", wegen der Vergänglichkeit in allem). Das Bild ist e


- 19. Jan. 2017
Aus der Ecke
"Was einen foltert, sind verlorene Möglichkeiten. Einer Unmöglichkeit sicher zu sein ist Gewinn." Karl Kraus, SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE Wenn ich im Leben etwas nie gesucht habe, dann dies: es mir bequem einzurichten, um Gemütlichkeit zu erlangen (und faul zu sein). Ich habe immer versucht, mir Fenster einzubilden, wo keine vorgesehen waren, und sie aufzumachen; mich da einzuigeln, wo ich inneren Vertrauens gewiss war. Da spielte die äussere Unwirtlichkeit keine Rolle, ich bild


- 18. Jan. 2017
Leeres Glas
Es sieht nicht alles ein, auch wer in alles rein sieht.


- 17. Jan. 2017
Mehr vom Wind. Zuviel.
Die Elemente schaffen Formen, die sehr vergänglich sind. Sie können gefallen oder nicht – und in der Erinnerung nisten, nicht aber bleiben. Das ist hier die Kehrseite des himmlischen Kindes – das höllische Kind hat sich sichtbar gemacht an einem Korb voller degradierter Schirme. Der Wind ist weiter, das Nest ist voll, und Eier sind drin keine.


- 16. Jan. 2017
Tag und Nacht. Oder: Der Himmel und ich
Was notieren? Das ist der Blick in eine schmucke Kirche in Island (älteste Betonkirche der Welt), und ist ein seltsames, doch erklärliches Phänomen: Der Blick dringt ein, zwischen die leeren Kirchenbänke, und drüben grad wieder raus und rein in den hellen Himmel. Mich selber aber fängt der Blick ab auf dem Fensterglas, der dunkle, mit Sternen ornamentierte Nachthimmel darin spiegelt mich weg. Weist der Himmel mich also ab, und nimmt er mich zugleich aber auf ins Bild? Er mach


- 15. Jan. 2017
Leere
Fotoausstellung: Der Fotograf hat nur Landschaft abgebildet, aber nichts darin ent-deckt. Was kann darin der Betrachter also entdecken? Fotografie ohne Ent-Deckung ist wie die Fotokopie eines (fast) leeren Blattes.


- 11. Jan. 2017
Spiel und Spiegel
Vertracktes Bild. Der Zweihänder sitzt rechts, das Spiel aber, verdeckt von der Stütze, spiegelt sich auf dem Lackmöbel links – das in unseren Augen umgehend zum Flügel mutiert. Wir sehen das Spiel, aber wir hören es nicht. Alles ist Schauen, und alle Blicke gehen nach rechts (auch in den Bilderrahmen über dem "Flügel"), unser eigener Blick aber geht nach links zu den Händen – wo sichtbar wird, dass hier ein Klang wäre, den uns das Foto vorenthält.


- 10. Jan. 2017
Abbilden
Zwei Abgebildete, hier als ein Schattenriss, bilden den Abbildenden ab, der sich aus dem Gegenlicht in einen Schatten hinein windet, um die Lage zu erkennen.


- 9. Jan. 2017
richtig falsch?
„Ich liege immer falsch, ausser da, wo falsch richtig ist.“ Samuel Beckett, in einem Brief Diese Legende ist jetzt hier falsch? Nein, falsch, nicht falsch. Richtig, nicht richtig.

