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Welt als Vorstellung; 1 Vorhang, 5 Landschaften

Der Vorhang hängt vor dem Licht und fängt es ein. Im Morgengrauen ermöglicht er die Verlängerung des Schlafes.

Er ist zu lang und legt sich in Falten, statt in Falten zu hängen. Das ist meine Chance: Er bietet mir im Erwachen ein Spektakel sondergleichen: Er öffnet die Welt. In den Falten sieht der geneigte - und noch leicht schlaftrunkene - Betrachter eine Abfolge von Landschaften; er mag sich drehen und winden, wie er will, der Schlaf kommt nicht zurück. Aber Vorstellung stellt sich ein.

Jahrelang habe ich Bilder (Tusche, Lacke) durch Drehen und Winden fiktiver Falten gestaltet. Und durch Auswahl und Schnitte. Immer war - und ist es noch - entscheidend, wo der Schnitt angebracht wird, damit sich Räumlichkeit einstellt.

Die Landschaften sind hier ja nicht eigentlich aus dem Vorhang gemacht, sondern ebenso sehr aus Licht. Das Licht spielt in den Falten des Vorhangs und gestaltet sich zur Landschaft.

Der Vorhang lässt kaum Welt vorbei und rein ins Zimmer, das ist ja seine Aufgabe und Bestimmung. Aber hier, im Erwachen, versperrt er nicht den Blick auf die Bühne (die Bretter, welche die Welt bedeuten), er wird selber Bühne und Welt. Hauptrolle: die Vorstellung.

Übrigens - warum es sich lohnt, doch Künstler zu sein: Die Welt, wie sie sich darbietet, bietet einen Spielgrund zur grenzenlosen Vorstellung. Da brauchts noch nicht mal Farbe, Licht reicht.

(Und dann aber mit der Farbe erst... Fortsetzung folgt).

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