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Kurzschluss

Franz Kafka hat "Das Urteil" in der "Ruhe der Begeisterung" geschrieben, er wusste: Ich bin drin. Es geht. Ich habs.

Das ist die Epifanie. Sie beschreibt eine gefasste Ekstase, sie umfasst die Gegensätze, sie dreht rund und steht doch fest. Sie steht drin und doch auch drüber. "Ruhe der Begeisterung" eben.

Fotos, für die das auch gilt (ach, ich rede, als sei ich ein Fotograf; und ich rede, als sei mir die Stimmungslage Kafkas beim Schreiben nachvollziehbar; vielleicht sollte ich diese Notiz besser verstecken, damit die Anmassung nicht so klar zu Tage tritt), erzeugen einen Kurzschluss zwischen Bild und Leben. Klingt pathetisch und ist es auch. Ist aber zugleich auch einfach und klar. Wäre vielleicht sinnvoll, diesen Text zwar nicht zu verstecken, ihn hier aber unauffällig und unattraktiverweise ohne Foto zu bringen (obwohl ich deren mehrere habe, die den Kurzschluss zu verkörpern – also zu dokumentieren – vermögen).

Was also tun? Kein Bild bringen, hiesse irgendwie Stromausfall nach Kurzschluss. Das wäre falsch. Es hiesse auch, den Hof zu schliessen, der hinter das Haus einlädt. Daher hier nun doch noch ein Bild vom Kurzschluss. Von der Vereinigung von Gegensätzen.

Es lässt keinen Zweifel daran, dass das Kunstwerk (hier: das Postkartensujet) zu dieser Begegnung mit dem Wischlappen bereit sein konnte schon bei seiner Entstehung.

Begegnung? Ja, so sehr von oben herab, dass nur die Diagonale auf der Karte die Grösse passend repräsentiert und dass der Lappen am Wasserhahn sich über dem schmutzigen Waschbecken verschämt etwas abwendet und die Kumulierung von Putzutensilien den Gegensatz passend aufzeigt.

Und hier noch die Zugabe: Der Wischlappen am Wasserhahn, nicht abgewendet und ohne den Vergleich mit der Postkarteneleganz. Ich finde ihn irgendwie schön. Er hat es verdient, hier aufzutreten. Er inspiriert mich.

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