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Ist hier die Rede von der Kunst?


"Ein Stück Faden und eine Rasierklinge werfen – unter Umständen – den gleichen Schatten."

Rainer Stach

Ausgeweidet; nur was am Schloss hing, blieb, als "Fahrrad" erkenn- und verbal benennbar.

RAD, "nur" ein Wort? Rad meint das Ewige, das Drehen, die Bewegung, die Wiederkehr. Meint aber auch – als Fahrrad – das Gerät, an dem das Rad zur Fahrt durch die Wirklichkeit angemacht ist.

Hier fehlts, das "Rad" ist nur noch Idee. Sie dreht sich nicht und hat hier auch bloss eine "Speiche". Sie dient dazu, das Vehikel festzumachen. Angebunden ist aber hier kein Rad, kein Fahrrad, nur dessen letzte Spuren, das Ungestohlene. Der Rahmen, der alles zusammen hielt.

Das Bild lässt etwas in mir drehen, ich gerate in Bewegung, mache mir Vorstellungen und bewege sie mit Worten. Ich kann das, selbst mitten in der Nacht und mitten in den Federn, gerade jetzt. Alles bewegt sich, und alles bleibt hängen – das ist es wohl, was mir hier passt. Alles hat Bedeutung, und doch ist alles wirkungslos zugleich. Ich rede von einem heiligen Moment, in dem etwas angeht (weniger ist mehr) und in Fahrt kommt: das Vorstellungsvermögen. Und dem zugleich unheiligen Moment, in dem das Scheitern in dieser Welt sichtbar wird. Sieht aus wie ein Fahrrad, ist aber keins (mehr). Symbolisiert die Bewegung, das Fort- und Vorankommen(, das Glück) – und zugleich das Nicht-vom-Fleck-kommen(, das Unglück). Ist hier von der Kunst die Rede? (Und auch vom Schreiben selber?)

Das Bild ist weit über ein Jahr alt, und bis heute habe ich nicht die Worte gefunden, darüber das zu sagen, was mir dafür wesentlich genug ist. Worte, die der Erwartung wert sind. Worte, die mich aufmachen und in Fahrt bringen. Worte, die das Bild knacken – und es in die Sprache erweitern, und über die Sprache in die Welt. Und zugleich, in diesem Drehen, wird mir klar, dass die Vorstellung auch ein Trugschluss ist. Dass hier gar nichts in Fahrt kommt.

Es passt zur Kunst, dass von ihr nur am Rande die Rede ist. Dafür mehr vom "Rad", das keines ist.

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